Leseprobe:

> PFFFF < machte es leise. „ Flatusima! Nicht schon wieder, es stinkt!“ sagte Flatusima's Vater vorwurfsvoll. „Ups“ antwortete Flatusima entschuldigend, „ Ich kann doch nichts dafür!“

„ Ach, Sima ! Was sollen wir nur mit dir machen!“ rief die Mutter verzweifelt.

 

Flatusima wurde eigentlich von allen Sima genannt, nur wenn sie pupste, schaute jeder sie entsetzt an und rief pikiert „ Flatusima!“ Als ob das etwas an der Tatsache ändern würde, dass Sima immer und immer wieder pupsen musste. Sie musste einfach, auch wenn es ihr mehr als peinlich war. Ihre Eltern waren mit ihr schon beim Elfenarzt, Wunderheiler und sogar beim Elfenphsychologen gewesen, doch niemand wusste Rat. Sima hatte auch schon versucht, es zu unterdrücken, aber das machte es nur schlimmer. Umso mehr sie versuchte es zurückzuhalten, um so lauter und länger wurde der Pups.

Ansonsten war Sima eine fast normale Elfe, mit bald 10 Jahren war sie ungefähr so groß wie ein Daumen, ganz normal für ihr Alter. Elfen werden nicht viel größer als ein Zeigefinger. Sie war schlank, hatte ein zart geschnittenes Gesicht und wallende dunkle Haare. Schüchtern war sie, sicher weil sie keine Freunde hatte und niemand mit ihr etwas zu tun haben wollte. Es war eben peinlich, mit ihr zusammen zu sein, ständig das Gepupse und dieser Gestank. Obgleich nur die anderen Elfen fanden, dass ihre Pupse stanken.

 Sima lebte, gemieden von den anderen Elfen, mit ihren Eltern im Wurzelwerk einer Eiche, in einem Park inmitten einer großen Stadt. Dieser Park wurde von vielen Elfenfamilien bewohnt, fast eine kleine Elfenstadt. Es gab zum Beispiel eine Schule in einem Knallerbsenstrauch, einen Festsaal in einer hohlen Linde, sogar winzige Felder zwischen den Blumenbeeten des Parks. Auf denen wuchs die Latyhrusbeere, die einzige Nahrung der Elfen, die sie auf hundertfache Weise zuzubereiten wissen, so dass sie immer anders schmeckten. Die anderen Elfen wohnten in Baumhöhlen oder zwischen den Wurzeln der Bäume. Nur Straßen gab es nicht, denn Elfen können ja fliegen, besser gesagt, Elfen schweben. Wie von Geisterhand geführt, ohne sich zu bewegen, heben sie vom Boden ab und gleiten majestätisch durch die Luft.

 Ihr fragt jetzt sicher, wenn es Elfen wirklich gibt, warum ihr noch nie eine gesehen habt. Vielleicht habt ihr schon mal eine gesehen, aber ohne es zu wissen. Normalerweise sind diese zarten Wesen unsichtbar, aber sie können sich in Menschen verwandeln, um Tieren oder Pflanzen in Not zu helfen. Da sie heimlich helfen und sonst unsichtbar sind, haben die meisten Menschen vergessen, dass Elfen existieren.

„ Sima! Zeit für die Schule!“ sagte die Mutter. „Flatusima benimm dich anständig, bitte versuch nicht zu pupsen!“ ermahnte sie ihr Vater. „Ja, ja“ erwiderte Sima traurig. Sie beeilte sich, nach draußen zu kommen, da sie etwas Großes kommen fühlte. Kaum vor der Tür >PFFFFFURTZ< schallte es laut. „ Ihh, die Stinkeelfe Flatusima, kaum ist sie da, riecht man sie ja! Stinkeelfe Ha Ha Ha!“, das riefen zwei ihrer Klassenkameraden, die in einiger Entfernung an Sima vorbei schwebten. Sie hielten sich demonstrativ mit einer großen Geste die Nasen zu. So war das immer, auch wenn Sima gerade nicht pupste. „Blödelfen“ murmelte sie leise und flog traurig zur Schule.

In der ersten Stunde hatten sie Geschichtsunterricht. Flatusima lauschte den Worten des Lehrers, sie mußte sich anstrengen, ihn zu hören, denn sie saß allein, weit von den anderen Elfen, an einem extra Pult. Es ist besser so, für die Disziplin der Klasse, hatte der Lehrer bald nach ihrer Einschulung gesagt. Das stimmte auch. Den ganzen ersten Tag in der Schule lachte die Klasse jedes Mal, wenn Sima pupste und wenn sie aufgeregt war, was wohl jeder am Tag der Einschulung ist, pupste sie noch öfter als sonst. Jedenfalls hatte der Lehrer alle Mühe, die Klasse zur Ruhe anzuhalten. Nach einigen Tagen fand niemand mehr diese Geräusche und den Geruch lustig, es machte sich lautstarker Unmut breit. Aber da Sima nicht aufhören konnte zu pupsen, musste sie allein sitzen.

Ach, wie oft hatte sie geweint, geflucht und gewünscht, sie wäre eine normale Elfe so wie jede andere. Warum musste gerade sie ständig pupsen? Im Laufe der Zeit wurde Sima von den anderen nur noch ignoriert.

>PFFFF< machte es leise. Der Lehrer erzählte heute, warum Elfen nicht mehr, wie noch vor vielen Jahren, den Menschen helfen, sich sogar von ihnen fern halten sollten. Es geschah einmal, dass ein böser Mensch eine Elfe in Menschengestalt gefangen hielt und sie zwang, ihm seine Wünsche zu erfüllen. Lange Zeit wurden die Wünsche des Menschen nicht weniger, bis die Elfe schließlich vor Hunger und Einsamkeit starb. Seitdem haben die Elfen beschlossen, dass Menschen böse sind und ihre Hilfe nicht verdienen. Nun wollten sie nie mehr Menschengestalt annehmen und fortan nur noch unsichtbar Tieren und Pflanzen helfen. >PFFFF< Sima dachte: „Sind alle Menschen so, gibt es nicht auch Gute?“

„Sima, Du übst nun deine Schönschrift, während ich mit den anderen in die Stadt der Menschen gehe!“ riss der Lehrer sie aus ihren Gedanken. „Darf ich nicht doch mitkommen, ich passe auch auf, ganz bestimmt.“ flehte Sima den Lehrer an. „Nein, es ist zu gefährlich, hast du gerade nicht zugehört!“ sagte der Lehrer streng.

Ach, ich habe ja ganz vergessen zu erzählen, was das merkwürdigste an Flatusima war. Sie verwandelte sich immer während des Pupsens, nur für den Bruchteil einer Sekunde, unfreiwillig in einen Menschen. Das genügte schon, um von den Menschen entdeckt zu werden, meinte der Lehrer. So durfte sie nie mit in die Stadt oder auch nur in die Nähe von Menschen.

Am Abend wurde das Latyhrusbeerenfest gefeiert, wie jeden Monat bei Vollmond. Das war etwas Besonderes, denn nur an diesem Fest essen Elfen. Die Latyhrusbeerenpflanze, die übrigens auch unsichtbar ist, trägt das ganze Jahr hindurch nur zu Vollmond Früchte. Am Vortag des Festes werden die Beeren von den Elfenmännern geerntet und die Frauen bereiten die köstlichsten Speisen aus ihnen. Abends versammeln sich dann alle Elfen im Festsaal in der hohlen Linde. Jede Familie bringt ihre gekochten Speisen herbei, dann wird gegessen, gefeiert, musiziert und getanzt, die ganze Nacht hindurch.

Alle Elfen freuen sich auf dieses Fest. Nur Sima nicht, denn auch hier saß sie abseits. Allein an einem extra Tisch und musste zusehen, wie die anderen ausgelassen feierten. Wenn sie pupste, drehten sich Elfen nach ihr um und tuschelten. Nur ihre Eltern versuchten sie zu entschuldigen. Aber im Laufe des Festes wurde sie auch von ihnen einfach vergessen. Unbeobachtet schlich sich Sima jedes Mal, wenn es dunkel geworden war, davon. Seit einigen Festen schwebte sie zu einem Haus am Rande des Parks, angelockt von sanfter Flötenmusik. Sie versteckte sich in einem Strauch und schaute neugierig in das Fenster der Wohnung, aus der wunderbar traurige Musik ertönte.

>PFFFF< „Schön spielt er!“ flüsterte Sima zu sich selbst. >PFFFF< Er, war ein Junge von ungefähr 11 Jahren mit blondem kurzem Haar und leuchtenden blauen Augen. Etwas pummelig, nein, ein wenig rundlich, nein, richtig dick war er.

 „Warum gibt es eigentlich keine dicken Elfen?“ dachte sich Sima, als der Junge plötzlich das Fenster öffnete. Sima duckte sich, um nicht gesehen zu werden, denn > PFFFFURTZ< verwandelte sie sich wieder kurz in einen Menschen. Statt der Flötenmusik hörte Sima nun ein leises Schluchzen. Neugierig schaute sie in das Fenster, konnte aber niemanden sehen. Wo war der Menschenjunge? „Er weint doch.“ sagte sich Sima. Vorsichtig schwebte sie in das Zimmer des Jungen und sah sich um. Das Schluchzen kam aus einem großen alten Kleiderschrank, dessen Türen offen standen. „Ist er da drin?“ fragte sich Sima. Da wurde es ganz still, und dann ein lautes Knistern. „Was macht er da drin, ich kann nichts sehen, es ist zu dunkel.“ Unentschlossen schwebte sie vor dem Schrank hin und her. Doch sie war zu neugierig und schließlich flog sie hinein.

 Der Menschenjunge saß verdeckt von 2 großen Wintermänteln auf einem zusammengerollten Schlafsack in einer Ecke des Schrankes. Zusammengekauert aß er unter Tränen Gummibärchen aus einer großen Tüte. Das machte das knisternde Geräusch. Sima schwebte über dem Jungen, als sie einen großen Pups kommen fühlte. Schnell, sie musste hier raus. Doch in diesem Moment steckte die Mutter des Jungen ihren Kopf in die Tür des Zimmers. Sima unterdrückte den Pups. „So, ich muss zur Arbeit, na sitzt du mal wieder im Schrank? Essen bestellst du dir. Ja? Geld liegt in der Küche! Hast du gehört?“ Der Junge knallte die Tür des Schrankes von innen zu und wischte sich wütend die Tränen aus dem Gesicht. „Na, ich bin dann weg, gute Nacht!“ rief die Mutter und verließ das Zimmer. Sima geriet unterdessen in Panik. Sie musste raus aus dem Schrank, aber die Tür war zu. Sie stemmte sich verzweifelt gegen die Tür, doch die rührte sich nicht. Was sollte sie nur tun? Der Pups drückte heftig. Sie hielt die Luft an und presste den Po zusammen, so doll sie konnte. Aber nein, da kam er, da war er > PFFFFFUUUUURRRTZZZZZ< der monster-mega-super-hyper Pups. Dies war der gewaltigste, den Sima je erlebt hatte. Diese Wucht bewirkte, dass Sima nicht nur für die Länge des monster-mega-super-hyper Pupses ein Mensch wurde, nein, sie blieb ein 10jähriges Menschenmädchen. Von nun an verwandelte sie sich, wenn sie pupste, für Sekunden zurück in eine unsichtbare Elfe.

Der Junge starrte sie entsetzt an, Sima starrte entsetzt zurück. „Kannst du mich sehen?“ fragte Sima fassungslos. Sie versuchte, sich hinter einem Mantel zu verstecken. „Ich bin sichtbar! ....... Ich bin ein Mensch!“ murmelte sie ungläubig.

Der Junge zog vorsichtig den Mantel zur Seite. „Hab keine Angst! Ich tu dir doch nichts!“ Sima hielt sich ihre Hände vors Gesicht. „Wer bist du, was machst du in meinem Schrank?“ fragte der Junge neugierig.

Flatusima antwortete nicht, sie hatte Angst. Die Geschichte ihres Lehrers kam ihr in den Sinn. Alle Menschen waren doch böse. Obwohl, der Junge sah gar nicht böse aus und wer so schöne Musik machen kann? „Willst du nicht den Schrank aufmachen! Es stinkt doch sicher furchtbar?“ sagte Sima vorsichtig. Der Junge atmete tief durch seine Nase ein. „Nein! Wieso? Riecht doch lecker nach Gummibärchen! Toll, dein Pups riecht echt nach Gummibärchen! Ich heiße übrigens Simon. Angenehm.“ „Ups!“ >PFFFFURTZ< antwortete Sima und verschwand kurz. Beide mussten schallend lachen. Flatusima konnte sich nicht erinnern, je so gelacht zu haben.

Das Eis war nun gebrochen, sie erzählte ihre ganze Geschichte, von ihren Eltern, der Schule, den anderen Elfen, von ihren Pupsen und wie sie hierher gekommen war. „Cool, ne richtige Elfe.“ begeisterte sich Simon. Sima fragte: „Und was ist mit dir, warum hast du geweint?“ Sie pupste gaanz leise >PFFFF> und wurde für die Länge ihres Pupses unsichtbar. Simon hielt kurz inne. „Heute war ein echter Scheißtag, die Großen haben mich mal wieder geärgert. Na ja, weil ich dick bin. Und mir hilft keiner, Freunde habe ich nicht. Die aus meiner Klasse mögen mich auch nicht, die finden mich langweilig und meine Musik öde. Einen Vater habe ich nicht und Mama hat nie Zeit. Tagsüber schläft sie und nachts geht sie arbeiten. Geweint hab ich, weil morgen doch die Ferien anfangen. Wir wollten eine Woche verreisen. Ich hab mich so gefreut, aber Mutti hat keinen Urlaub bekommen. Schöner Mist!“ Beide schwiegen traurig, bis Sima > PFFFF< leise pupste und kurz verschwand. „Ich finde deine Musik schön, schön traurig. Und was machst du im Schrank?“ Simon erzählte, dass er sich immer, wenn er besonders traurig war, im Schrank verkriecht. Hier drin sei es gemütlich und niemand da, der ihn ärgerte, außerdem habe er hier seine Geheimvorräte an Süßigkeiten. „Mama erlaubt mir eigentlich nicht zu naschen, ich bin zu dick, sagt sie. Aber ich hab immer was im Schrank.“ Er zwinkerte mit einem Auge und bot Sima Gummibärchen an. „Nein danke.“ lehnte Sima höflich ab. „Elfen essen doch nur Latyhrusbeeren.“ Nun war sie sich sicher, dass nicht alle Menschen böse sein können, zumindest Simon nicht.

„Ach ja. Wie kommst du denn jetzt eigentlich wieder zurück?“ fragte Simon. „Weiß nicht, ich glaube, ich brauche einen monster-mega-super-hyper Pups.“ „Und wie macht man den?“ „Ich probier mal“ Sima hielt die Luft an und drückte, so sehr sie konnte. Lange, sehr lange. Aber alles, was heraus kam, war ein leises >PF<. Simon rief: „Das reicht nicht, ich hab ne Idee, komm mit!“ Beide stürzten aus dem Schrank und rannten in die Küche. Simon kramte aufgeregt im Küchenschrank. Er fand ganz hinten eine Dose, hielt sie triumphierend in die Höhe und sagte: „Das sind Erbsen, davon muss ich ganz toll pupsen.“ Schnell öffnete er die Dose und hielt Sima einen Löffel Erbsen unter die Nase. „Na los, probier mal!“ Sima überlegte, aber da sie keine bessere Idee hatte, machte sie den Mund weit auf, kaute und schluckte. „Und?“ fragte Simon. „Warte, da kommt was! Fühlt sich komisch an!“ antwortete Sima ängstlich. >RRÜÜÜÜÜÜLPPS< machte es laut und Sima verwandelte sich für die Länge des Rülpses in ein rosa Schwein mit schwarzen Flecken.

 Simon lachte: „Oh, das war wohl nichts! Bestimmt musst du Latyhrusbeeren essen. Wie sehen die denn aus? Warte mal! “ Simon rannte ins Wohnzimmer. „Aber die sind doch unsichtbar!“ rief ihm Sima hinterher. Simon trat mit einem großen Buch >Pflanzenwelt von A-Z< in die Küche und schlug es auf. „Vielleicht finden wir ja was Ähnliches.“ Sima überlegte. >PFFFF< „Also gut, die Latyhrusbeere ist eine Rankelpflanze.“ Simon blätterte. „Weiter?!“ „Sie hat große dunkelgrüne Blätter mit kleinen rosa Tupfen, die Blüten sind lila mit gelben Punkten und die Früchte sind lila Schoten, in jeder liegen 12 gelbe Beeren.“ Simon blätterte eine Weile wild hin und her. „Gibt’s nicht, kuck mal selber.“, sagte er enttäuscht. Auch Sima konnte nichts Ähnliches finden. „Und jetzt?“, fragte sie entmutigt. „ Eß ich erst mal was, das hilft beim Denken.“ Da die Erbsendose offen war, machte Simon sie warm und begann zu essen. „Gar nicht so schlecht.“ dachte er bei sich. „Komisch, früher hab ich Erbsen nicht gemocht.“ Noch mit vollem Mund fragte er Sima, wie die Latyhrusbeeren schmecken, sicher war der Geschmack das Geheimnis. Sima sagte sehr ernst, dass sie auf keinen Fall mehr etwas kosten wolle. Was würde passieren, wenn sie sich für immer in ein Tier verwandelt, dann könnte sie nicht mal mehr reden, und Simon ihr nicht helfen. Simon versprach, dass er von nun an probieren wolle. >PFFFF< „Süß, sauer, salzig, bitter und etwas scharf schmeckt sie.“, erklärte Sima den Geschmack der Latyhrusbeere. „Hhmm, ehrlich gesagt kenne ich mich mit Grünzeug nicht aus, ich esse sonst nur Pizza, Hamburger, Pommes und son Kram, muss man nur bestellen, kommt ins Haus. Mama kocht nicht oft.“ Er gähnte. „Aber wir finden was für deinen monster-mega-super-hyper Pups. Versprochen! Morgen! Ich bin müde, gehen wir schlafen.“ Nachdem die beiden die Küche aufgeräumt hatten, richtete Simon im Schrank ein gemütliches Schlaflager für Flatusima her. Als beide in ihren Betten lagen, mussten sie noch mal kräftig lachen, da nicht nur die Pupse von Sima zu hören waren, nein, auch Simon musste immer wieder kräftig pupsen. „Ja, ja, Erbsen!“ entschuldigte er sich. „Ich mag dich.“ sagte Sima. „Ich dich auch.“ flüsterte Simon in der Hoffnung, Flatusima würde es nicht hören. Sie aber hatte es gehört, sagte aber nichts, sie grinste nur. Bald schliefen beide guten Mutes den nächsten Tag erwartend ein.

Am nächsten Morgen kam Simons Mutter von der Arbeit. Sima versteckte sich im Schrank, denn wie sollte sie erklären, wer sie war, warum sie pupste und vor allem, warum sie unsichtbar wurde. Erwachsene glauben nicht an Elfen, nicht mal, wenn sie eine sehen. Simon fragte seine Mutter: „Hast du Kochbücher?“ Die Mutter war verwundert. „Was willst Du denn damit, kochen? Mein Sohn, es ist ja gut, wenn du dich sinnvoll beschäftigst, aber kochen?“ Nach längerem Suchen fand sie ein altes dickes Kochbuch. „Das ist noch von meiner Oma, ein anderes hab ich nicht. Aber brenn mir nicht die Küche ab!“ „Mama“ druckste Simon. „Was weißt du über Elfen?“ „Ach Simon, ich dachte aus dem Alter bist du raus! Ein andres Mal, ich bin müde. Ja?!“ Während seine Mutter sich bettfertig machte ging Simon in sein Zimmer. Er schlug das Buch gespannt auf, aber er konnte nichts lesen, es war in einer komischen alten Schrift gedruckt. Seine Mutter trat kurz ins Zimmer. „Schönen Tag wünsch ich dir, ich gehe jetzt schlafen, bitte sei nicht so laut, es war eine anstrengende Nacht!“ Sie strich ihm sanft mit der Hand über den Kopf. Noch ehe Simon etwas sagen konnte, war sie schon im Schlafzimmer verschwunden. „Ist die Luft rein?“ flüsterte es aus dem Schrank. „Ja, kannst rauskommen, kuck mal, so ne Pleite, ich kann nichts lesen!“ Sima schaute ins Buch. „Aber ich! Das ist Elfendruckschrift!“ Sie begann einige Rezepte vorzulesen. Von den meisten Gemüsen, die man verwenden sollte, hatte Simon noch nie etwas gehört. Was um alles in der Welt waren Pastinaken, rote Rübchen, Mangold oder Schwarzwurzel? Wie sollte er etwas einkaufen, um es zu kochen, wenn er nicht wusste, wie es aussieht? Sima schlug vor, mit etwas anzufangen, was er kannte. Sie einigten sich auf Blumenkohl. Simon rümpfte die Nase.

„Blumenkohl, ihh! Na gut, aber Du hilfst mir. Ja? Lies vor!“ Sima las das Rezept für gefüllten Blumenkohl in Senfsauce. Simon machte inzwischen einen Einkaufszettel. Dann holte er das Geld, das seine Mutter am Vorabend, für sein Abendessen bestimmt, in die Küche gelegt hatte. Mit den Worten: „Bin gleich wieder da, der Markt ist nicht weit weg. Du bleibst am besten im Zimmer, falls Mama aufwacht!“ ging er zum Einkaufen. Sima setzte sich mit dem Kochbuch in den Schrank und blätterte es durch. „Och, gibt es viel Gemüse, das man essen kann. Hoffentlich finden wir auch das Pupsmittel, das mich zurück bringt, sonst muss ich hier verhungern.“ >PFFFF< „Ach“ seufzte sie. „Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen. Was sie wohl gerade tun? “ 

Nach einer Weile kam Simon mit einem vollen Einkaufsbeutel wieder. „Ich habe gleich noch Brokkoli und Chicoree mitgebracht, das können wir heute Abend kochen.“ Sie machten sich gleich an die Arbeit. Sima las jeden Arbeitsschritt des Rezeptes vor und half Simon, der sich geschickt anstellte. Der Vormittag verging schnell mit Zwiebeln schneiden, Kartoffeln schälen und vielem mehr. Während der Arbeit sangen sich die beiden Lieder vor und alberten herum. Derweil das Essen garte, spielte Simon Flöte und Sima tanzte dazu. Sogar in Menschengestalt hatte Sima etwas Elfenhaftes wenn sie tanzte, wenn da nur die Pupse nicht währen. Beide achteten darauf, dass es nie zu laut wurde, damit Simons Mutter nicht aufwachte.

 Endlich war es fertig, das erste selbst gekochte Mittagessen. Gespannt beobachtete Sima, wie Simon die ersten Bissen aß. „Und?“ Simon schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht, aber es schmeckt toll, fast besser als Pizza.“ Sima sah ihn enttäuscht an. „Nicht traurig sein, gleich wenn ich aufgegessen habe, versuchen wir das Nächste. Wir finden das richtige Rezept, wirst sehen.“ Gesagt, getan.

Als Simons Mutter ausgeschlafen hatte, stand ein dampfender Brokkoliauflauf und Chicoreesalat auf dem Tisch. Flatusima las in Simons Zimmer im Kochbuch und suchte die Rezepte für den nächsten Tag heraus. Simons Mutter traute ihren Augen nicht, als sie dem Wohlgeruch folgend in die Küche kam. „Das hast du gekocht? Toll!“ sagte sie stolz und begann gleich zu essen. „Es schmeckt hervorragend. Mein Sohn, Du bist begabt.“ Simon kostete, er musste enttäuscht feststellen, dass Brokkoli und Chicoree auch nicht die richtigen Pupsmittel für Sima sein konnten. Aber köstlich war es. Entschlossen sagte er zu seiner Mutter, er wolle jetzt jeden Tag kochen. Es gäbe nur ein Problem, er kenne viele der Gemüsearten nicht. Seine Mutter versprach, jeden Tag vor der Arbeit mit ihm einkaufen zu gehen. Sie würde sich an viele Gemüse erinnern, die ihre Oma früher für sie zubereitet hatte. „Gehen wir gleich heute?“ fragte Simon erwartungsvoll. „Ja, versprochen ist versprochen! Ich hüpfe nur schnell unter die Dusche.“ antwortete seine Mutter. Simon ging in sein Zimmer und munterte Sima auf, die traurig im Schrank kauerte. „Mama hilft uns, bald kommst du nach Hause, wirst sehen!“ Sima gab ihm den Einkaufszettel, auf dem die Zutaten für 2 neue Rezepte standen. „Vielleicht ist ja schon das richtige dabei.“ sagte Simon zuversichtlich. >PFFFF< Sima lächelte.

Mutter und Sohn machten sich auf den Weg zum Markt. „Mama, Du wolltest mir etwas über Elfen erzählen!“ „Gut, also meine Großmutter hat mir immer wieder von Elfen erzählt. Sie hat angeblich, als sie noch ein Kind war, selbst Elfen in Menschengestalt gesehen. Früher lebten sie bei vielen Familien im Garten. Sie konnten Wünsche erfüllen, bewahrten die Menschen auch vor Unglück und Krankheit. Aber sie halfen nur, wenn die Not am größten war und wenn die Menschen ein gutes Herz hatten. Meine Oma erzählte, wenn sie in Vollmondnächten Flöte spielte, kamen Elfen und tanzten mit ihr. Doch eines Tages seien sie für alle Zeit verschwunden. Oma konnte sich nicht erklären warum. Sie glaubte fest daran, dass es Elfen gibt.“ „Und Du?“ fragte Simon. „Ich weiß nicht, Oma hatte als Kind sicher eine blühende Fantasie.“ Nachdenklich gingen sie weiter. Simon beschloss, seiner Mutter nichts von Flatusima zu erzählen, es sei sicher besser so.

Jeden Tag kochten Sima und Simon 2 Rezepte, immer in der Hoffnung es würde das richtige Gemüse sein. Das, welches bei Flatusima den monster-mega-super-hyper Pups auslöst und sie für immer zurück verwandeln würde. Simon machte kochen richtig Spaß, er konnte es nicht abwarten, neue Gemüsesorten zu kosten, jede schmeckte anders und richtig gut. Er konnte sich nicht erklären warum er früher Pizza und Hamburger so mochte, schmeckt doch alles gleich langweilig. Aber ein Gemüse, das süß, sauer, salzig, bitter und etwas scharf schmeckt, war nicht dabei. Es vergingen gut 4 Wochen. Sima wurde immer trauriger und hungriger, denn bald war wieder Vollmond, die Zeit des Latyhrusbeerenfestes. Wenn sie nicht rechtzeitig nach Hause zurückkäme, würde sie verhungern. Für Simon wurde es immer schwerer, sie aufzumuntern. Obwohl sein Flötenspiel immer fröhlicher wurde, wollte Sima nicht mehr tanzen. Sie weinte viel. Simon hingegen freute sich, dass seine Mutter mehr Zeit mit ihm verbrachte und ihn lobte, weil er so gut kochte und vor allem, weil er immer dünner wurde. Er aß ja nur noch Gemüse, und das Naschen vergaß er einfach. Bald begannen seine Hosen zu rutschen. Seine Mutter sagte stolz: „Da müssen wir dich bald neu einkleiden!“ Sie nahm ihn fest in den Arm.

Eines Tages waren alle Rezepte des dicken Buches gekocht. Nur ein handgeschriebenes auf einem Zettel, der lose im Buch lag, hatten sie noch nicht ausprobiert.“ Salat aus Brennnessel, Sauerampfer, Löwenzahn und Doppelsame.“ >PFFFF< las Sima vor. „Das muss es jetzt aber sein!“ schluchzte sie. Simon zweifelte: „Ich weiß ja nicht, das ist Unkraut, haben wir in der Schule gelernt. Ich geh mal Mama fragen, ob man das überhaupt essen kann!“ Seine Mutter versicherte ihm, dass die Kräuter essbar und wohlschmeckend seien. Sie erinnerte sich, diesen Salat des Öfteren bei ihrer Oma gegessen zu haben. Sie riet ihm, im Park zu suchen. „Aber dann gut abwaschen, hörst Du! Ich freue mich schon aufs Essen, bis heute Abend, ich gehe jetzt ins Bett.“ verabschiedete sie sich.

 Simon wollte sich gerade auf den Weg in den Park machen, da bat ihn Sima mitkommen zu dürfen. Sie sei so lange nicht draußen gewesen und würde sich auch immer, wenn Sie einen Pups fühlte, verstecken. Simon dachte: „Was soll schon passieren.“ Er willigte ein. Im Buch >Pflanzenwelt von A-Z< schauten sie, wie die Pflanzen aussehen, die sie sammeln wollten. Jeder nahm eine leere Tüte und so zogen sie los in den Park. Dort angekommen, versteckte sich Sima hinter einem Baum und >PFFFF<. „Am besten, du suchst da und ich dort, wir treffen uns dann wieder hier. Nimm den Ersatzhausschlüssel, falls wir uns verfehlen!“ Simon machte einen Schlüssel von seinem Bund ab, gab ihn Sima und ging suchend fort.

 Sima suchte schon eine Weile, als sie mit einem Mal vor der Eiche stand, in der sie als Elfe mit ihren Eltern gewohnt hatte. Da liefen ihr Tränen übers Gesicht, Heimweh packte sie so stark, dass sie es kaum aushielt. Sima fühlte sich so hoffnungslos und allein. Sie rannte los. „Simon!“ rief Flatusima weinend. Bis sie plötzlich mit einem Jogger zusammenstieß. Der hielt sie an den Armen fest und schaute ihr grimmig in die Augen.

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