Ich und Schweine, eine große Liebe!

Die Sammlung:

Schon als Kind fand ich Schweine toll und beschloss Schweine zu sammeln. Bis ich ca. 2003, 1500 verschiedene Stücke beisammen hatte. Diese wurden mir alle geschenkt, von Freunden, Familie und Arbeitskollege. Da ich am Theater arbeite und es üblich ist zu Premieren den Mitwirkenden eine Kleinigkeit zu schenken,  kamen eine Menge Schweine zusammen, als Figuren, aus allen erdenklichen Materialien, Größen und Ausführungen, Bücher, Kalender, Postkarten, Geschirr, Besteck, Handtücher, Seifenspender, WC-Papierhalter, Aschenbecher,  T-Shirts, Unterhosen, Seifen, Kondome, Stifte, Briefpapier, Gewürzstreuer, Bettwäsche, Kissen, Plüschtiere und und und.... die ganze Wohnung war voll gestopft, wo man hinsah nichts als Schweine, irgendwann wurde mir das zuviel und ich beschloss, mich von der Sammlung zu trennen, aber wegschmeißen kam nicht in Frage, ich recherchierte und fand ein Schweinemuseum in Bad Wimpfen:

http://www.schweinemuseum.de/index.html

 das meine Sammlung übernahm. Ein ganzes Auto (meiner Freundin Claudia) mit, 8 großen Müllsäcke voll Plüschtiere, 14 Bananenkartons, brachte die Tiere nach Berlin, dort fand die Übergabe an einen Fahrer statt, der zum Museum fuhr. Seit her hätte ich freien Eintritt ins Museum, vielleicht schaffe ich es, ja mal, meine alten Mitbewohner zu besuchen.

Natürlich bevölkern auch weiterhin viele Schweine meine Wohnung. Um nicht wieder zu viele anzusammeln, habe ich verkündet, nur noch Gebrauchsschweine haben zu wollen. (Kühnschrankwächter, Stifte, Bürsten, Haken, Tassen, Geschirr, Blumenübertopf, Termometer, Taschentücher, Sparschweine, Händy-u.-Brillenhalter....) Reine Deco-Schweine, tausche ich aus und oder sende diese nach Bad Wimpfen.

Joschka :

Meine Kollegen scherzten schon immer, sie würden mir irgendwann ein echtes Schwein schenken, verrückt genug waren Sie um dies eines Tages war zu machen. Aus dem Fernsehen wusste ich, dass es Minnischweine gibt, diese sollten stubenrein, gelehrig, einfach tolle Haustiere sein. Ich dachte daran mir eines anzuschaffen auch um meinen Kollegen zuvorzukommen, nicht das ich eines Tages ein riesiges Mastschwein zu versorgen hatte. Aber wie, wo bekomme ich eines her? Meine Recherchen (ohne Internet) liefen ins Lehre. Dann eines Tages im Herbst 1998 gab mir eine Sängerin aus dem Chor diese Zeitungsannonce:

Ich telefonierte und Joschka wurde mir sogar nach Hause gebracht. Einen schönen Hühnerstall, der auch dem Schwein als Behausung dienen sollte, hatten ich und mein Kollege Alex im Sommer 1997 gebaut.

Joschka nannte ich den neuen Mitbewohner. Er war sehr scheu und zitterte in einem fort, obwohl es in diesem Herbst nicht besonders kalt war. Viel Zeit verbrachte ich im Stall, um Joschka an mich zu gewöhnen, aber es tat sich nichts, auch das Zittern hörte nicht auf. Als die Nächte kälter wurden beschloss ich ihn mit hoch, (1.Stock) in die Wohnung zu nehmen. Ich bereitete eine Schlafkiste und ein übergroßes Katzenklo vor, fing Joschka in einem Bettbezug ( er ließ sich nicht fangen und festhalten) und brachte ihn  nach oben.

Dort wurde das zittern besser, aber es fiel mir auf das Joschka eine sehr krustige Haut hatte. War das normal? Auch war er natürlich nicht stubenrein. Nur in der Wohnung konnte er auch nicht bleiben, also musste ich ihn auch an ein Halsband und ans an der Leine gehen gewöhnen. Viel Arbeit lag vor uns. Warum ich ihn zum Tierarzt brachte, weiß ich nicht mehr, jedenfalls packte ich Joschka in einen Weidenkorb und wir fuhren zum Tierarzt. Der stellte fest, das Tier hat sehr stak Räude (eine von Hautmilben verursachte, juckende, Verkrustung der Haut), Fieber (deshalb das zittern) durch einen entzündeten nicht behandelten Hodenbruch.

Eine Not-OP stand an, ich hielt Joschkas Vorderbeine fest, die Frau des Tierarztes die Hinterbeine hoch. Der Arzt machte einen großen Schnitt am Bauch und sagte: Es sei schon alles miteinander verwachsen, es wäre aller höchste Eisenbahn. Zu Hause blieb ich die ganze Nacht an Joschkas Seite. Schweine können richtig blass aussehen. Am nächsten Tag noch einmal zum Arzt für eine Antibiotika-Spritzte. Der Arzt sagte er hätte nicht gedacht, dass Joschka die Nacht überlebt, er hatte einiges an Blut verloren und sei durch die Entzündung geschwächt.

Nachdem Joschka gerade so dem Tod von der Schippe gesprungen war, wusste ich wir schaffen alles andere auch. Wir behandelten die Räudemilben, er wurde Stubenrein, lernte an der Leine gehen und Treppen herunter gehen wir wurden ein Team. Auch gewöhnten sich Mikosch (mein Kater) und Joschka gut aneinander. Es machte Spaß mit ihm zusammen zu sein, das Gassigehen und Kusheln. Was ich oft versuchte und ihm nie beibringen konnte, war mit Hilfe einer Stufe in den Kofferraum des Autos einzusteigen. Denn ich wollte mit Joschka auch mal raus in Wald und Wiese, aber so musste der Theaterpark und Umgebung reichen. 

Er wurde ein stattliches Minnischwein von (Minnischweine  können bis 100kg schwer werden) ich schätze um die 80kg.

Da wir beim gassigehen jede Menge aufsehen erregten, dauerte es nicht lang und Zeitungen und Fernsehen berichteten über uns.

 

Im Sommer 2000 zog ich um. Wie sollte Joschka in die neue Wohnung kommen? Laufen ? Es war zu weit! Gut, er muss ins Auto, aber wie? Um Ihn zu heben war er zu schwer, ins Auto einsteigen hatte er nicht gelernt. Zur Haustür führten einige Stufen, ich parkte so dicht es ging rückwärts, legte Bretter von den Stufen, in den Kofferraum und verstellte die Seiten mit Kartons, ging ins Auto und lockte mit Leinen Unterstützung, was ganz gut klappe, während der Fahrt bleib ich hinten im Kofferraum um Joschka die Angst zu nehmen. Das schöne an der neuen Wohnung ist, am Haus ist ein großes Stück Wiese, mit einigen Schritten ist man in einer Gartenkolonie, dahinter sind mächtig große Wiesen.

Im Januar 2001 übergab sich Joschka zum ersten Mal seit ich ihn hatte. Ich dachte er hat etwas Schlechtes gefessen. Er erbrach sich noch mehrmals, dann wollte er nicht mehr fressen und saufen, dann nicht mal mehr aufstehen. Leider war unser Tierarzt nicht zu erreichen, ein anderer sagte nur:" Beobachten!". Am dritten Tag, konnte ich ihn nicht zum aufstehen bewegen. Bis er plötzlich aufsprang, schreiend durch die ganze Wohnung rannte, sich in der Küche grünlich schleimig übergab und zusammenbrach. Ich hielt ihn im Arm, als er wenig später starb.

Mein Tierarzt stellte später die Ferndiagnose, Darmverschluss. Vielleicht hatte sich durch die einstige OP eine Vernarbung gebildet, die zu einer Engstelle wurde, die sich zusetze. Die nächsten Tage war ich wie gelähmt, schaffte es auch nicht Joschkas Sachen wegzuräumen.

Lotti:

5 Tage nach Joschkas Tot, lud mich ein Bekannter in sein Auto und wir fuhren zu einer Tierhandlung. In einem Nichtbeheiztem Stall ( das Trinkwasser war gefroren) stand in einer Ecke eines Zwingers, in dem ein Wurf junger Hunde tobte, zitternd, zerschrammt, zerbissen, total verängstigt ein Minnischwein, dass kleiner war als die Welpen. Kurz und Gut ich nahm sie mit Heim. Ich musste einfach. Sie hieß Peggy, als erstes hab ich den Namen geändert, in Lotti. Da sie angeblich ein Filmdarstellerschwein war, konnte sie schon an der Leine gehen auch Autofahren schien kein Problem, stubenrein war sie auch, echt Klasse. Wie alt sie war konnte mir niemand sagen, sie war ungefähr ein drittel so groß wie Joschka, aber Schweine wachsen bis sie 3 Jahre sind, daher konnte ich daraus nichts schließen.

Als erstes zum Tierarzt ein Gesundheitsscheck machen lassen. Ich fragte ihn kann Lotti schwanger sein, da eine Angestellte der Zoohandlung sagte: „Peggy, ist ja dick geworden“ man weiß ja nie. “Nein, bestimmt nicht und  topp gesund ist sie."

Nach einigen Tagen, als sich das Tier an mich und die neue Umgebung zu gewöhnen begann, war schon klar, sie hat einen völlig anderen Charakter als Joschka, der völlig in sich ruhte, wurde es ihm zu trubelig, ging er in die Küche zum Schlafplatz und legte sich hin.

Lotti hingegen, machte fast andauern die seltsamsten Geräusche (da Schweine keine Gesichtsmimik haben, sie sehen immer aus als lächelten sie, verständigen sich Schwein mit einer Vielfallt von Lauten), wollte immer dabei sein, wuselte rum, rüsselte hier und da. Sie wurde immer dicker, ich dachte: ok, braucht sie weniger Futter, Joschka fraß natürlich viel viel mehr. Dicker und dicker und dicker, bis eines Tages beim Bauchkraulen sich etwas ihn ihrem Bauch bewegte. Ach nööö, sie ist doch schwanger, das darf nicht war sein.

da bewegt sich was
da bewegt sich was

Ich recherchierte über Schweine-Geburt, Ferkelaufzucht und bereitete alles vor, Wasser und Schmutz resistenten Belag unters Nest, Minni- Minnischweineklos gebaut, Aufzuchtsmilchpulver, Futterpeletz besorgt. Ich merkte dass der Wurftermin bevorstand und fuhr in der Mittagspause nach Hause um nachzusehen. Am 2.Tag hatte Lotti 7 zuckersüße Schweinchen geboren 3 Helle mit schwarzen Flecken, 4 Schwarze.

Alle munter, einer, der kleinste, hatte noch die Fruchtblase drum herum. Ich war mir sicher, Lotti würde ihn wie die anderen saubermachen und fuhr zur Arbeit. Als ich nachmittags nach Hause kam, lag er immer noch so da. Schnell nahm ich ihn wusch die Fruchtblase ab, die am Schwanz schon eingetrocknet war, so behielt er einen Knick im Schwanz, rubbelte ihn trocken, alles gut, er ist am Leben. Die anderen Ferkel ließen Ihn nicht trinken, ich gab ihm Ersatzmilch aus ner Spritze, nur die ersten Tage, dann reichte es, ihn an die Zitzen zu setzen und die anderen abzuhalten ihn wegzudrängeln. Nach weiteren Tagen trank er ganz allein.

Eine aufregende, arbeitsreiche Zeit brach an. z.B. Zwar gehen Ferkel ab der Geburt zum Austreten aus dem Nest und seit ich ihnen die Klos zeigte, dort hin, aber als sie größer wurden, machten sie auch mehr, und Schweine sind so sauber, dass sie nicht auf ein dreckiges Klo gehen, da suchen sie sich ne neue Stelle. Das hieß für mich in meinen Pausen nach Hause Klos saubermachen.

Bis Lotti so dürr und ausgelaugt, zusehends genervt und auf der Flucht vor den nimmersatten, milchsaugenden  Wuslingen war, und blutig pullerte. Der Tierarzt riet sofort die Ferkel von Lotti zu trennen.

Ich telefonierte mit der Tierhandlung, die mir Lotti schwanger verkauft hatte und versprochen hatte die Ferkel zu nehmen. Nun sagten die mir, wegen der Maul und Klauenseuche dürfen Schweine nicht transportiert werden, sie würden die Kleinen nicht nehmen.  Da ich das nicht erwartet hatte, wusste ich nicht wohin mit den Ferkeln. Ich fragte beim Amtstierarzt ob ich die Ferkel, auf einen Reiterhof, bringen darf, auf dem eine Kollegin ein Pferd hat. Der Amtstierarzt sagte: Ich dürfe, müsste aber die Ferkel mit Ohrmarken versehen, welche Nummer Lotti hätte. „Keine.“ sagte ich „ Das wäre nicht erlaubt, ohne Marke hätte Lotti nie verkauft werden dürfen.“ Ich könne mir die Marken in einigen Tagen holen. Marken, ok., aber wie krieg ich sie rein? Mit einer Spezialzange, die ich nicht aufreiben konnte, so musste ich die Marken zurechtschnitzen,  dass sie in eine Schafsohrmarkenzange passten. Es hat echt Überwindung gekostet die Ferkel zu Marken, da diese größer waren als die Ohren, aber der Amtstierarzt bestand darauf. Zum Glück habe ich mit ziemlichen Aufwand, allen Ferkeln ein neues zu Hause verschaffen können.

 Nachdem sich der Ferkel-Stress gelegt hatte, die nächste Katastrophe, Lotti wurde rauschig. Schweinefrauen werden alle 21 Tage für ne Woche rauschig, meint empfängnisbereit, das äußert sich in dem sie völlig ausflippen, sie zeigen das sie gedeckt werden wollen, in dem sie ständig versuchen  aufzureiten, schreien in einer Tur,  wenn man sie in einen anderen Raum sperrt. Ich hatte noch nie ein rauschiges Schwein gesehen und war entsetzt, das konnte ich nicht jeden Monat mitmachen. In der Tierklinik Potsdam, erklärte sich ein Arzt bereit Lotti zu sterilisieren, obwohl Schweine und Vollnarkose sich nicht gut vertragen, Schweine sind sehr stressanfällig, bekommen dann gern einen Herzentfarkt. Ich legte einen Eid ab, dass wenn Lotti den Eingriff gut übersteht, ich jeden Monat eine Futterspende an unser Tierheim mache. Seit nun 13 Jahren halte ich mich daran.

Die OP verlief gut, einige Tage danach bekam Lotti Fieber aber mit einer  Antibiotikergabe wurde alles wieder gut. Auch sonst hatte Lotti nie etwas ernstes, bis auf einen Verstauchten Fuß, einen Fremdkörper im Auge, das riesig anschwoll, einen Hundebiss ins Geschicht. Eine Englische Bulldogge verbiss sich in Lottis Gesicht, zum Glück hielt Lotti so lange still, bis der Hund von allein losließ, und zeigte dann dem Hund wer Herr auf dem Hof und was ne Hake ist. Dann ging Lotti völlig untypisch sofort in Ihr Nest, dann wurde sie kreidebleich, aber es blutete nicht, es waren nur kleine Löcher zu sehen, am Abend war Lotti schon wieder die alte.

Inzwischen sind Lotti und ich ein eingespieltes Team, mit unseren Macken und Eigenheiten, ich verstehe sie nicht immer. Im Laufe der Jahre haben wir eine Menge erlebt. Wir waren früher öfter unterwegs, in Wald, Wiese, am See. Ich baute eine Klappbare Rampe, so konnte Lotti gut ins Auto einsteigen. Aber als sich, die auch für Schweine ansteckenden,  Krankheiten ausbreiteten, haben wir das vorsichtshalber gelassen. Lotti war öfter auf eigene Faust, in Nachbarns Garten, Obst und Gemüse fressen. Bis ich den Zaun schweinesicher gemacht habe. Nun genügt ihr das rüsseln auf der Wiese an unserem Haus, ca. 60Meter lang, 8Wohnungen fassendes Haus breit, ist groß genug. Lotti ist ja schon ne älter Dame, da lässt sie das Leben ruhig an und möchte nicht mehr so lange draußen bleiben, wenn sie rein möchte stellt sie sich unter mein Küchenfenster und Quikt dann rufe ich:“ Komme!“ So weiß sie, ich bin unterwegs und wartet ruhig bis ich sie reinlasse. Eher selten gehen wir in der Gartenkolonie Gassi, weil ich sie da nicht frei laufen lassen kann, die Kleingärtner kippen allen möglichen Abfall in die Büsche  und ich kann so nicht sehen,was Lotti da frisst. Aber wenn der Löwenzahn blüht sind wir unterwegs, Lotti liebt Löwenzahn, sie beißt nur die Blüten ab, stundenlang, auf unsere Wiese gibt es schon seit Jahren keinen Löwenzahn mehr, Lotti ist gründlich. Dann ist sie gelb blütenbestäubt um den ganzen Mund herum

Ein ewiges Grauen ist und bleibt das Hufebeschneiden, keine Ahnung warum sie sich dabei so anstellt, ich habe schon soviel ausprobiert um das stressfreier zu gestalten, ohne Erfolg. Wenn sie ruhig still halten würde, wäre alles in einigen Minuten vorbei, aber so streckt sich das Schneiden auf mehrere Tage, immer nur ein Fuß, Afterklauen extra.

Und für mich ein Grauen, auf unserem Grundstück stehen 2,5 Wallnussbäume, damit Lotti nicht alle frisst ( Schweine hören nicht auf zu fressen wenn sie satt sind) die herunter fallen und sie fett wird, ( Wallnüsse enthalten viel Fett) muss ich jedes Mal wenn Lotti rausgeht, die Nüsse aufsammeln. Das ist mühsam und anstrengend und für mich Fibromyalgie Geplagter, schmerzhaft, im Schnitt ist es jedes Mal ein 10L Eimer voll, mal mehr mal weniger, über Wochen, da ich mich inzwischen nicht mehr so oft hintereinander bücken kann, krieche ich auf allen vieren (mit Knieschützern) über den Boden, was ne echte sauerei ist, wenn es regnet.

Da ich nie alle finde und auch Nüsse fallen während Lotti draußen ist, wird sie in der Nussseason  richtig rund. Sie pult die Nüsse, wenn noch Fruchtfleisch dran ist, mit dem Rüssel heraus ( das Fleisch färbt, so hat Lotti dann immer ne braune Rüsselscheibe),  kaut die Nuss mit Schale gut durch und schluckt alles. Während der Zeit sind ihre Köttel sehr, sehr krümmelig und bestimmt ein  richtig guter Dünger.

 

Lotti verliert Ende August – Ende September ihr Winterfell, d.h. alle Haare ( Borsten), bis auf Schwanzquaste  und Tasthaare am Rüssel. Die Borsten können sich bis zu 5 Mal, vorn, spalten und verhacken sich super in der Auslegeware. Nur ein mit einer rotierender Büste ausgestatteter Supersauger schafft es diese zu entfernen. Wenn Lotti "nackt" ist sieht man ihre Schwarzen Flecken erst richtig. Sie fast sich super an wenn die Borsten  zu wachsen beginnen.

 

Natürlich ist Lotti auch bei der Presse beliebt.

Besonders genießen wir beide das allabendliche Kuscheln beim fernsehen. Beide mögen wir gar nicht, Schnee und Regen, bei solcher Witterung ist es nicht einfach sie zum rausgehen zu bewegen. Aber auch ein Schwein muss doch mal müssen? Was mich wundert ist, Lotti macht Klein und Groß nur einmal am Tag, seit vielen Jahren, anscheinend muss sie nicht öfter. Wie das bei Joschka war, weiß ich nicht mehr, aber junge Schweine müssen öfter das weiß ich. Da Lotti nur einmal am Tag ihr Geschäft erledigt, versuche ich immer gleiche Tagesabläufe einzuhalten z.B. 6.30 Frühstück (wenn ich frei hab, leg ich mich wieder schlafen), ungefähr, immer um dieselbe Zeit rausgehen und Abendbrot. Wenn ich die Zeiten nicht einhalten kann, weil es mein Dienstplan nicht zuläßt,  verlängere oder verkürze ich die Abstände, nur etwas, über mehrere Tage.

Ich wünsche mir noch viele Jahre mit einer gesunden Lotti. Leider kann niemand sagen wie alt Minnis werden, Hausschweine können 20 Jahre werden, vielleicht schafft Lotti das auch. Ich kann mir nicht vorstellen nach Lotti noch ein Schwein zu haben, wenn noch ein Tier, denke ich, werde ich wieder eine Katze haben.

 

 

in den letzten 2 Jahren bemerkte ich das Lotti immer schlechter sehen konnte. Ihre Linsen wurden immer trüber. Was auch zu witzigen Ereignissen führte wenn sie sich z.B. im Gärtchen vor Grashalmen erschrak gegen die sie stieß. Aber mit zunehmender Erblindung wurde es doch beschwerlich. Manchmal war Lotti richtig desorientiert, lief gegen Bäume oder Wände verlief sich in der Wohnung. Ich half ihr in dem ich auf dem Weg ins Gärtchen und zurück mit einem „Komm.“stetig hintereinander gesprochen eine akustische Orientierung schuf und ihre Leine in Bewegung haltend einen Richtungsanzeiger. Auch das Laufen wurde etwas beschwerlich und Treppen herunter steigen wurde für uns beide zu einer Herausforderung und Geduldsprobe. Komisch das das Treppensteigen gut funktionierte. Um ihr das Gassigehen zu erleichtern baute ich ihr eine Rutsche. Verdutzt fand sie sich nun binnen einer Sekunde am Fuße der Treppe wieder was sonst eine halbe Ewigkeit dauerte. Draußen rüsselte sie dann wie immer m Gärtchen umher. Nach und nach fiel ihr das Aufstehen immer schwerer und ab und an knickte sie mit den Hinterbeinen ein oder sie rutschten ihr seitlich weg. Sie magerte immer mehr ab, ihre Haut wurde dünner. Ganz wie bei sehr alten Leuten.

Lottis Rutsche                                                                           ihre trübe Linse

 

Auch wie bei alten Leuten wachsen Haare an seltsamen Stellen und  in nie gedachten Längen. So Lottis Tasthaare und sehr ungewöhnlich Haare auf der Rüsselscheibe, diese war früher nackig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So sieht eine alte Sau mit Damenbart aus.

 

Letzte Woche ging es Lotti immer schlechter, inzwischen ganz erblindet konnte sie immer weniger ihre Hinterläufe kontrollieren, wollte nicht mehr aufstehen auch Schmerzmittel brachten keine wesentliche Besserung, schließlich wurde Laufen zur Qual und sichtlich hatte Lotti die Lebenslust verlassen. Nicht einmal mehr umherrüsseln wollte sie draußen, sie stand nur zitternd da. Sie zog sich zurück wollte nicht mehr kuscheln.

 

Am Montag dem 21.2.22 gegen 21 Uhr  wurde Lotti zu Hause eingeschläfert. Sie war wenigstens 22 Jahre alt.

 

Ich bin überzeugt zum richtigen Zeitpunkt.

Leider sieht der Gesetztgeber nicht vor das es Schweine/Minnischweine als Haustiere gibt. So galt Lotti als Nutztier und damit spezielle Vorschriften nach ihrem Ableben.

 

Nachdem ich 21 Jahre mit ihr in einer Wohnung lebte, durfte ich sie nicht beerdigen oder kremieren lassen. Stattdessen kam um kurz vor 5 Uhr Morgens ein LKW der Tierkörperentsorgung um sie der Tierkörperverwertung zuzuführen. Ein schwer zu ertragener Gedanke und harte letzte Bilder.

 

Nun ist Alles anders und ungewohnt 21 jährigen Routinen , liebgewonnene oder verpflichtende fallen plötzlich weg. Ein Umgewöhnungsprozess der wohl längere Zeit dauern wird. Mir hilft gegen meine Trauer mich an die vielen schönen Jahre, all die Erlebnisse zu erinnern die wir zusammen hatten.

Ich bin sehr dankbar das Lotti so lange Teil meines Lebens war.

 

Letzte Bilder

Ich erhielt sehr viel, sehr liebe Anteilnahme nach Lottis ableben was mich etwas tröstete. Es ist schön zu wissen das Lotti nicht nur mir viel Freude gemacht hat sondern auch anderen Menschen die z.b.meine Posts mit Freude verfolgeten. Ob des Artikels bei Meetingpoint schrieben mich sogar zwei mir unbekannte Leute an um ihr Mitgefühl auszudrücken. Was mich sehr berührte. Vielen Dank dafür.

Die Rechnung der Tierkörperverwertung in der Post traf mich noch einmal richtig hart. Heute habe ich Lotti beim Amtstierarzt abgemeldet,  morgen werde ich die Rechnung bezahlen. Dann kann Lotti ruhen.

Wenn Ihr Fragen habt, mailt mir,ich beantworte sie gern. In der Rubrik "Kontakt" findet Ihr ein Formular.